Er gab den Superhelden, den Geheimagenten, den verrückten Mediziner. Lee Thompson Young schlüpfte in immer neue Rollen. Er galt als einer der begabtesten jungen Schauspieler der USA. Doch nun ist Lee Thompson Young tot.
„Unsere Herzen sind gebrochen“, twitterte Janet Tamaro Produzentin der TV-Serie „Rizzoli & Isles“ – und sprach damit den schockierten Fans, Kollegen und Freunden von Lee Thompson Young aus dem Herzen. Nur wenige Stunden zuvor war bekannt geworden, dass der Schauspieler im Alter von nur 29 Jahren gestorben ist.
Die Raub- und Mordkommission habe die Ermittlungen aufgenommen, weil es sich um den Tod eines Prominenten handele, sagte Polizeisprecherin Sally Madera vom Los Angeles Police Departement (LAPD). Doch alles deutet auf einen Selbstmord hin, wie sein Manager Paul Baruch mitteilte.
Youngs Leiche war am Montagmorgen gegen acht Uhr morgens Ortszeit in seinem Apartment bei Hollywood entdeckt worden, nachdem er nicht wie verabredet zum Drehtermin der Polizeiserie „Rizzoli & Isles“ erschienen war. Erst vor wenigen Wochen war bekannt geben worden, dass eine fünfte Staffel der Serie produziert wird, die in den USA mehr als acht Millionen Zuschauer hat und in Deutschland bei Vox zu sehen ist. Young spielte darin den jungen Detektiv Barry Frost, der sich beim Anblick von Leichen zimperlich gibt, dafür aber die anderen TV-Cops mit seinen Computerkenntnissen in die Tasche steckt.
Weil er am Set nicht aufgetaucht war, hatten besorgte Kollegen den Vermieter gebeten, nach dem Rechten zu sehen. Bei dem Rundgang entdeckte dieser schließlich Youngs Leiche und rief den Notarzt. Allerdings konnte nur noch der Tod des Schauspielers festgestellt werden.
„Er war ein Mitglied unserer Familie“
Bislang sind wenige Details zu dem rätselhaften Tod bekannt geworden. Das Internetportal „TMZ.com“ berichtet, Young sei zuletzt am Samstag gesehen worden. Einen Abschiedsbrief soll er nicht hinterlassen haben. Seine Leiche weise angeblich eine Schusswunde auf.
Das „Rizzoli & Isles”-Team äußerte sich in einem Nachruf betroffen: „Wir sind untröstlich über den Verlust dieses süßen, sanften, gutmütigen und intelligenten Mannes. Er war wirklich ein Mitglied unserer Familie. Alle, die ihn als Zuschauer oder persönlich kannten und liebten, werden seine positive Energie, sein ansteckendes Lächeln und seine gefühlvolle Ausstrahlung in Andenken und Erinnerung behalten.”
Die Nachricht vom Tode Youngs überrascht deshalb, weil er im Gegensatz zu anderen ehemaligen Kinder-Stars, die wie er beim Disney-Channel einst ihre Karriere begannen, nicht durch einen exzessiven Lebensstil auffiel. Während Britney Spears oder Amanda Bynes zeitweise sogar in der Psychiatrie behandelt werden mussten und entmündigt wurden, schien Young sein Leben gut im Griff zu haben.
Er studierte an der „California School of Cinematic Arts“, schrieb Drehbücher, war ein begeisterter Fotograf, Reisender und Kampfkunst-Schüler. Er soll einen engen Kontakt zu seiner Familie gehabt haben, die in South Carolina lebte, wo er 1984 geboren wurde.
Durchbruch als „Famous Jett Jackson“
In den USA berühmt wurde Young durch die Disney-Serie „The Famous Jett Jackson“, die bis 2001 im US-Fernsehen lief und vor allem das Publikum zwischen zwölf und 16 Jahren ansprach. Darin übernahm er die Hauptrolle eines jungen Geheimagenten, der bei seiner alleinerziehenden Mutter aufwächst und während seiner Missionen in die unmöglichsten Action-Situationen gerät.
Begonnen hatte seine Karriere allerdings schon vorher im Alter von zehn Jahren, als er bei einem Theaterstück Martin Luther King jr. mimte. Zu dieser Zeit ließen sich seine Eltern scheiden, Young wuchs danach bei seiner Mutter auf.
In Deutschland kennt das Publikum Young durch die Rolle des Derek Hill in der Krankenhaus-Sitcom „Scrubs“: eine Truppe angehender Ärzte, die den Wahnsinn in der Notaufnahme nur noch mit ihrer eigenen Verrücktheit übertreffen. Er spielte auch den Superhelden Victor Stone alias Cyborg in der Serie um Clark Kent „Smallville“, einen Jungen, der bei einem Autounfall gestorben ist und plötzlich wieder auftaucht – halb Mensch, halb Maschine.
Young schrieb Tagebuch
Young wurde für Serien wie „CSI: NY“ oder „The Guardian“ gebucht, aber auch Hollywood-Filme wie „Johnny Tsunami – Der Wellenreiter“ (1999), „Redemption – Früchte des Zorns“ (2004) und „The Hills Have Eyes 2“ (2007).
2010 stieg er dann bei „Rizzoli & Isles“ ein. Über den Start bei der Serie sagte er 2011 in einem Interview einmal: „Ich bin immer so glücklich, wenn mir jemand auf der Straße begegnet und sagt ‚Hey, ich hab dich in der Sendung gesehen und mir hat es wirklich gefallen’. Das bedeutet mir eine Menge.“
Aufschluss über die Hintergründe seines Todes erhoffen sich die Ermittler nun von einem Tagebuch, das Young geschrieben haben soll. Vielleicht kann es klären, was in den letzten Stunden vor seinem Tod passierte.
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